«Die MS Mars ist ein nautisches Kulturgut»

26. Mai 2023

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Die MS Mars ankert seit über einem Jahrhundert an derselben Stelle im Arboner Hafen. Dass das ehemalige Kursschiff noch immer für Ausflugsfahrten gebucht werden kann, ist dem ehrenamtlichen Engagement des Vereins MS MARS 1922 zu verdanken. Die Vereinsmitglieder wissen einiges über die umfangreiche Geschichte des Schiffs zu erzählen – wie die MS Mars ihren Weg nach Arbon fand, ist jedoch nicht abschliessend geklärt.

Von Berlin-Spandau via Rhein nach Basel und von dort auf Schienen nach Romanshorn und auf dem Bodensee nach Arbon: In etwa so sei die Reise der MS Mars von ihrer Heimatwerft zu ihrem Heimathafen Arbon verlaufen, sagt Jean-Max Baumer, der für die Einsatzleitung des Vereins verantwortlich ist. Dass der genaue Weg nicht mehr eruiert werden kann, liegt vor allem daran, dass der Bau des Schiffs bereits 102 Jahre zurückliegt. «Sicher ist, dass die MS Mars bereits seit 101 Jahren am selben Liegeplatz in Arbon verankert ist», sagt Jean-Max Baumer stolz. Geklärt ist auch die Berliner Herkunft der MS Mars: Gustav Zels, der in den 1920er-Jahren in Arbon Boote vermietete, war ein Berliner und gab den Bau des Schiffes in seiner Heimat in Auftrag.

30 Aktive kümmern sich um die Instandhaltung der MS Mars

Bis weit in die 70er-Jahre wurde die MS Mars als Kursschiff genutzt, danach wurde das Schiff von der SLRG zum Rettungssschiff umfunktioniert. «Im Jahr 1990 übernahm die neugegründete Mars-Vereinigung das Schiff», weiss Jean-Max Baumer. Seither wurde das Schiff von einer Gruppe von Ehrenamtlichen betrieben – bis heute. Einer, der bereits seit 20 Jahren viel Freizeit in die MS Mars investiert, ist Vereinsaktuar Benno Müller. «Andere gehen gerne wandern, mich hingegen begeistert die Nautik. Zudem ist der Bodensee aus meiner Sicht ein kleines Paradies», sagt er zu seinem Bezug zur MS Mars. So wie Benno Müller engagieren sich derzeit knapp 30 aktive Vereinsmitglieder für den Erhalt des Schiffes, das für Hochzeiten, Geburtstage, Firmenfeiern und andere besondere Anlässe gemietet werden kann. Etwa 80 weitere Passivmitglieder sichern mit ihren Beiträgen einen Teil der Finanzierung. «Den grössten Teil unserer Einnahmen, die wir für die Instandhaltung des Schiffes aufwenden, erhalten wir bei gebuchten Fahrten in Form von Spenden», weiss Claudia Zingg, Präsidentin des Vereins MS MARS 1922.

540 Passagiere wurden in der letzten Saison transportiert

Die sogenannten Gästefahrten sind auch der Grund, weshalb die MS Mars vielen Menschen in der Region bekannt sein dürfte. «Alleine in der letzten Saison durften wir auf 60 Fahrten zirka 540 Passagiere transportieren», rechnet Jean-Max Baumer vor. Vor einigen Jahrzehnten sei die Zahl wohl noch um einiges höher ausgefallen. «Aktuell sind maximal 12 Passagiere auf dem Schiff zugelassen. Als die MS Mars noch als Kursschiff zwischen Arbon und Rorschach unterwegs war, fanden etwa 60 Personen auf Sitzbänken Platz», fügt Benno Müller hinzu. «Auch daran mögen sich wohl viele ältere Jahrgänge noch erinnern», sagt Jean-Max Baumer mit einem Lächeln. Für ihn und auch Benno Müller und Claudia Zingg ist klar: Die MS Mars ist ein nautisches Kulturgut und gehört nach Arbon. Für viele sei das Schiff ein emotionaler Bezugspunkt und ein anderer Heimathafen als Arbon sei für das geschichtsträchtige Schiff unvorstellbar.

Verein MS MARS 1922

Die Mars-Vereinigung wurde im Jahr 1990 gegründet, um die MS Mars im Arboner Hafen weiterhin zu erhalten. Die Stadt Arbon unterstützt den Verein MS MARS 1922 in Form von günstigen Konditionen für den Liegeplatz. Im Verein kümmern sich rund 30 Personen aktiv um die Instandhaltung der MS Mars, weitere 80 Passivmitglieder beteiligen sich finanziell. Die Umbenennung der Mars-Vereinigung zum Verein MS MARS 1922 erfolgte an der 29. Generalversammlung im März 2020. Eine ausführliche Dokumentation der Geschichte der MS Mars finden Interessierte auf der Homepage des Vereins.