Die Seerettung Arbon: Ein freiwilliger Beitrag für die Sicherheit aller
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Die SLRG Arbon betreibt seit über 60 Jahren einen freiwilligen Seerettungsdienst zwischen Goldach und Romanshorn. Nebst der Ausbildung neuer Besatzungsmitglieder gehören die Koordination der Einsatzpläne, das Instandhalten des Materials und natürlich die effektiven Einsätze zu den wichtigsten Aufgaben des Vereins. Marc Meyer, Einsatzleiter des Seerettungsdienstes, erklärt im Interview, weshalb Gönnerschaften für den Verein überlebenswichtig sind und welche besonderen Einsätze er in den letzten 25 Jahren geleistet hat.
Herr Meyer, Sie setzen sich seit über 25 Jahren für den Seerettungsdienst Arbon ein. Was ist Ihre Motivation für dieses Engagement?
Marc Meyer: Ich kam schon im jungen Alter durch meinen Vater mit dem Seerettungsdienst in Kontakt. Dadurch bin ich mit dem Verein gross geworden und vermutlich hat er deshalb einen besonderen Stellenwert für mich. Die Dankbarkeit, wenn wir jemanden aus Seenot retten, einer misslichen Lage befreien oder in anderer Form helfen können, ist für mich die grösste Motivation. Beruflich bin ich Geschäftsführer einer Segel- und Motorbootschule in Romanshorn, wodurch ich den Bodensee noch besser kenne und fast jeden Tag auf dem Wasser bin. Diese Erfahrung kann ich wiederum auch bei der Seerettung einfliessen lassen.
Die SLRG Arbon ist ein ehrenamtlicher Verein. Wie wird die verantwortungsvolle Aufgabe der Seerettung organisiert?
Unsere Besatzung besteht aus zwölf bis 24 Personen. Die Zahl schwankt, weil der Beruf bei ehrenamtlichen Engagements meist vorgeht. Wir sind aber zufrieden mit dem Bestand und sind froh, dass wir regelmässig neue Interessierte ausbilden können. Finanziell sind wir auf unsere zahlreichen Gönnerinnen und Gönner angewiesen, die einen Jahresbeitrag leisten. Im Fall der Fälle sind die Einsätze für sie kostenlos. Wir helfen natürlich auch all jenen, die sich nicht für Gönnerbeiträge bei uns entschieden haben, müssen aber dann die Einsätze verrechnen.
Inwiefern werden Sie von der Stadt Arbon unterstützt?
Die Stadt und auch die Gemeinden im Einzugsgebiet der SLRG Arbon unterstützen uns ebenfalls mit Beiträgen, wofür wir sehr dankbar sind. Die Stadt kommt uns zusätzlich bei Themen wie den Parkplätzen und bei der Miete des Hafenplatzes entgegen. Im Gegenzug helfen wir gerne, wenn in der Badi ein Floss befestigt werden muss, oder wir unterstützen Veranstaltungen als Teil des Sicherheitsdispositivs.
«Wir fanden einmal ganze drei Gebisse auf dem Grund des Bodensees in nur einem Jahr.»
Wie sieht ein typischer Einsatz der SLRG aus?
Wir haben im Schnitt 100 bis 120 Einsätze pro Jahr. Gut die Hälfte davon sind Tauchaufträge, bei denen wir verlorene Gegenstände suchen. Ein grosser Teil der Einsätze sind auch Pannendienste, bei welchen wir Boote zurück in den Hafen schleppen. Dann gibt es in jedem Jahr aber auch mehrere ernste Einsätze: zum Beispiel Menschen, die aus dem Wasser gerettet werden müssen, und Schiffe, die brennen oder sinken. Vor allem bei diesen schwierigen Fällen, die zum Glück nicht so oft vorkommen, ist es im Anschluss wichtig, dass wir Zusammensitzen und das Geschehene besprechen.
Gibt es auch Einsätze, die Ihnen besonders positiv in Erinnerung bleiben?
(lacht) Da gibt es zum Glück ganz viele! Bei unseren Taucheinsätzen suchen wir alles Mögliche. Wir mussten einmal einen Segelpokal bergen und – das ist eine der kuriosesten Geschichten – in einem Jahr ganze drei Gebisse von verschiedenen Personen vom Grund des Bodensees zurück an die Wasseroberfläche bringen. Wenn man den Seegrund abtastet und plötzlich Zähne in der Hand hält, ist das schon ein spezieller Moment.
Der Bodensee wird immer mehr von Trendsportarten wie Standup-Paddling erfasst. Sind Sie davon in Form vermehrter Einsätze betroffen?
Trendsportarten kommen und gehen. Als die Standup-Paddles erstmals am Bodensee aufkamen, hatten wir tatsächlich ein paar Einsätze. Mittlerweile sind die Leute aber besser sensibilisiert und wissen, worauf sie achten müssen. Anders als beispielsweise auf dem Rhein, blockieren die Standup-Paddler auf dem Bodensee keine Fahrbahnen. Ich stelle ausserdem fest, dass man sich auf dem See in den letzten Jahren in Notsituationen wieder vermehrt hilft. Oft sehen wir, dass ein Motorboot mit einem anderen Motorboot im Schlepptau den Hafen erreicht. In anderen Jahren hätten wir dafür selbst einen Einsatz leisten müssen.
Und noch eine Schlussfrage, die Ihnen womöglich die Arbeit zukünftig erleichtern könnte: Haben Sie Tipps an Wasserratten, die oft auf und im Bodensee unterwegs sind?
Man soll den See geniessen und den See respektieren. Uns hilft es ausserdem enorm, wenn die Leute auf dem See wissen, wie man genaue Positionsangaben per GPS durchgeben kann. Das hat sich zwar stark gebessert, aber es gibt immer noch viele Personen, die Mühe haben, die eigene Position exakt mitzuteilen. «Ich bin der oder die mit dem weissen Segelschiff» hilft uns an einem schönen Sommertag leider nicht weiter.
SLRG Arbon
Die SLRG Arbon wurde im Jahr 1965 gegründet und ist eine von über 100 Sektionen der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft . Die Seerettung Arbon widmet sich ehrenamtlich Seerettungseinsätzen im Gebiet rund um die Stadt Arbon. Der Verein ist auf Gönnerbeiträge angewiesen und wird auch von Gemeinden im Einzugsgebiet und der Stadt Arbon finanziell unterstützt. Im Seenotfall ist die SLRG Arbon unter der Nummer 112 erreichbar. Neue Kameradinnen und Kameraden sind jederzeit willkommen, ein entsprechendes Kontaktformular ist auf der Website der Seerettung Arbon aufgeschaltet.