Wie der Einsatz für mehr Biodiversität den Alltag der Stadtgärtnerei verändert
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Als Projektpartnerin der vom Kanton Thurgau lancierten Initiative «Vorteil naturnah» setzt sich die Stadt Arbon seit zwei Jahren konsequent für mehr Biodiversität im Siedlungsraum ein. Für die Mitarbeitenden des Werkhofs stehen aktuell und zukünftig vielfältige Aufgaben zur Förderung der Artenvielfalt an. So sollen in Arbon nicht nur zusätzliche naturnahe Räume geschaffen, sondern auch bestehende konventionelle Flächen im Sinne der Biodiversität umgestaltet werden.
«Wir sind auf einem guten Weg», meint Stadtgärtner Manfred Birk zu den Anstrengungen der Stadt Arbon im Bereich Biodiversität. Vier Mitarbeitende des Werkhofs seien regelmässig, insbesondere aber im Frühling und Herbst, mit Arbeiten im Zusammenhang mit der Initiative «Vorteil naturnah» beschäftigt. Das Tagesgeschäft, so der Stadtgärtner, habe zwar Priorität, aber oft könne die Biodiversität parallel berücksichtigt werden. «Wir sehen die Initiative als laufenden Prozess, der nicht von heute auf morgen umgesetzt werden kann», erklärt Manfred Birk. Es habe aber in letzter Zeit ein Umdenken – auch bei der Stadt – stattgefunden.
Wechselnde Standorte, wechselnde Ansprüche
Der Arbeitsalltag als Stadtgärtner sei seit der Teilnahme der Stadt bei der Initiative «Vorteil naturnah» gewissermassen zweigeteilt, so Manfred Birk. «In Seenähe erledige ich noch immer viele konventionelle Gärtnerarbeiten. Touristen wie auch die Bevölkerung schätzen blühende Rabatten, die nicht zwingend heimisch sind, nach wie vor sehr.» Auch bei fremden Pflanzen sei jedoch der biologische Pflanzenschutz und die Reduktion von Dünger ein grösseres Thema als früher. «Sobald ich abseits des Sees arbeite, ändert sich meine Herangehensweise komplett – gepflanzt werden heimische Pflanzen und sogenanntes Unkraut wird nur dann entfernt, wenn es keinen Nutzen für die bestehenden, heimischen Pflanzen hat», sagt Manfred Birk. Dieses Umfeld mit wechselnden Ansprüchen je nach Arbeitsstandort sei für ihn herausfordernd, aber auch spannend.
«In der Natur gibt es kein Unkraut»
Seit der Lancierung der Initiative im Jahr 2020 wurden rund 200 Flächen innerhalb der Stadt Arbon in die Projektliste aufgenommen. «Dieser Liste entnehmen wir jene Projekte, die wir anpacken können. Dazu gehören auch Massnahmen im Strassenbereich, wo es beispielsweise darum geht, passende Rabatten zu finden, die trotz der Verkehrsemissionen gut gedeihen können», erklärt Manfred Birk. Bei der Umsetzung der Projekte habe der Werkhof, was die fachliche Expertise angehe, freie Hand. «Dieses Vertrauen schätze ich natürlich», sagt der Stadtgärtner. Auch die Rückmeldungen aus der Bevölkerung seien meist positiv – mit der Betonung auf meist. «Ich wurde schon darauf angesprochen, weshalb es nun mehr Unkraut zu sehen gäbe. Meine Antwort lautet dann, dass es in der Natur kein Unkraut gibt und wir uns darauf konzentrieren, die einheimischen Pflanzen zu fördern. Damit stosse ich jeweils auf Verständnis», sagt er.
Initiative «Vorteil naturnah»
Die Initiative «Vorteil naturnah» wurde vom Kanton Thurgau ins Leben gerufen, um mit naturnahen Aussenräumen und Freiflächen mehr Biodiversität im Siedlungsraum zu schaffen. Die Stadt Arbon unterstützt die Initiative seit dem Jahr 2020 als Projektpartnerin.