Die Orgel der evangelischen Kirchgemeinde in Arbon gehört in der Schweiz zu den grössten ihrer Art und stellt mit ihren rund 4200 Pfeifen alle anderen Orgeln im Kanton Thurgau in den Schatten. Dass das Instrument nicht nur gross ist, sondern bereits ein stolzes Alter erreicht hat, wird im Jahr 2024 vermehrt thematisiert: Dann steht das 100-Jahr-Jubiläum der Arboner Orgel an.
Es sind eindrückliche Kennzahlen, die bei einem genaueren Blick auf die Orgel der evangelischen Kirche Arbon zum Vorschein kommen: Das Instrument umfasst 61 Orgelregister mit rund 4200 Pfeifen und ist somit die grösste Orgel im Thurgau. Die einzelnen Register, erklärt der Arboner Organist Simon Menges, können mit den Instrumenten eines Orchesters verglichen werden. «Die Arboner Orgel ist eine orchestrale Orgel, die Register ahmen gewissermassen Instrumente wie Flöten, Geigen, Trompeten oder Klarinetten nach», erklärt er. Seit seinem Stellenantritt als Kirchenmusiker der evangelischen Kirche Arbon im Jahr 2010 hat er täglich in irgendeiner Form mit der Orgel zu tun. «Hier übe ich, hier habe ich diverse Auftritte. Ausserdem stimme ich das Instrument und überprüfe, ob alles in Ordnung ist – immerhin wird die Orgel, genauso wie die evangelische Kirche in Arbon, im nächsten Jahr 100 Jahre alt», sagt er.
100-Jahr-Jubiläum mit Weltklasse-Organisten
Das 100-Jahr-Jubiläum von Kirche und Orgel wird im Jahr 2024 mit diversen Anlässen gebührend gefeiert. «Unter anderem wird ein Weltklasse-Organist aus New York zu Gast in Arbon sein und im September wird ein auf Theater und Kino spezialisierter Organist ein Konzert mit dem Motto ‘Roaring Twenties’ geben», fasst Simon Menges zusammen. Die Feierlichkeiten reihen sich ein in diverse beliebte Konzerte, die vom Arboner Organisten seit Jahren organisiert werden. So hat beispielsweise das «Internationale Orgelfestival Arbon», das 2011 von Simon Menges ins Leben gerufen wurde, einen festen Platz in der Arboner Kulturagenda. «Ich war von Beginn weg fasziniert von der Arboner Orgel. So entstand der Grundgedanke des Orgelfestivals, dieses interessante Instrument möglichst vielfältig bespielen zu wollen. Das wurde meiner Meinung nach seither immer wieder erreicht – sei es in Kombination mit anderen Instrumenten oder Kunstformen, mit Tanz, mit Improvisationen oder auch als Konzertbegleitung zu Stummfilmen», so Simon Menges.
Grosse Wertschätzung für ein besonderes Instrument
Dass die Orgel auch 100 Jahre nach ihrer Errichtung noch für Konzerte, Gottesdienste und andere Anlässe genutzt werden kann, ist nicht selbstverständlich. Erst 2021 wurde die Orgel aufwendig restauriert und teilweise rekonstruiert. Für den grössten Teil der Kosten kam die evangelische Kirchgemeinde Arbon auf. «Doch auch die Bevölkerung, die Stadt Arbon, die Wirtschaft und Institutionen wie das kantonale Denkmalamt leisteten im Rahmen unserer Spendenaktion ‘Verlorene Klänge’ wichtige finanzielle Beiträge für die Realisierung dieses Projekts», sagt Simon Menges. Insbesondere die Pfeifenpatenschaften, die Privatpersonen übernehmen konnten, stellten die grosse Wertschätzung der Bevölkerung für die Orgel unter Beweis: «Einzelne haben bis zu 10’000 Franken für die Patenschaft gespendet», freut sich Simon Menges, der dank der erfolgreichen Spendenaktion auch im grossen Jubiläumsjahr 2024 auf ein besonderes Arbeitsinstrument zurückgreifen kann.
Die Orgel der evangelischen Kirche Arbon
Im Jahr 1924 wurde die Orgel gleichzeitig mit der evangelischen Kirche Arbon eingeweiht. Schon bei der Einweihung der Orgel wurde das Instrument für die vielseitigen Klangfarben gelobt. In den 30er-, 50er- und 80er-Jahren wurden teils aufwendige Revisionen vorgenommen, ehe von August 2020 bis März 2021 die bisher aufwendigste Restaurierung durchgeführt wurde.