In Arbon wird die Geschichte der Frauen erlebbar gemacht

5. Oktober 2022

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Spannende Geschichten haben sie viele zu erzählen, die Arboner Zeitfrauen. Auf ihren Stadtrundgängen durch Arbon begeistern sie Interessierte mit Hintergründen und teils lustigen, teils erstaunlichen Anekdoten, die sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Stadt abgespielt haben. Spannend ist aber auch der Blick auf die Geschichte der Arboner Zeitfrauen selbst.

Die Arboner Zeitfrauen faszinieren. Das beweisen nicht nur die vielen Zeitungs- und Fernsehberichte über die engagierte Projektgruppe, die seit 2012 veröffentlicht wurden, sondern auch die wachsende Anzahl Besucherinnen und Besucher, die den Rundgängen beiwohnen. Den Anfang nahm die Geschichte der Arboner Zeitfrauen an einem Stadtrundgang durch Frauenfeld. «Mich liess die Idee nicht mehr los, in Arbon etwas Ähnliches auf die Beine zu stellen», erinnert sich Ursula Gentsch, Mitinitiantin und sogenannte Spielerin der Arboner Zeitfrauen. Als eine Bekannte ihr einige Zeit später dieselbe Idee vorschlug, war schnell klar: Das wird etwas.

Zwei Jahre Recherchen und Planungen

«Schnell fanden wir weitere interessierte Frauen, die uns schauspielerisch, administrativ oder auch mit historischem Fachwissen unterstützen wollten», erzählt Ursula Gentsch. Mit Projekt-Team, Arbeitsgruppe, Rundgängerinnen und Spielerinnen sind mittlerweile über ein Dutzend Freiwillige bei den Rundgängen der Arboner Zeitfrauen involviert. Die wachsende Beliebtheit der Rundgänge kommt dabei nicht von ungefähr: So investierten die Zeitfrauen bereits vor dem ersten Rundgang im Jahr 2012 ganze zwei Jahre für Recherchen, Planungen und Überlegungen für ein möglichst spezielles Erlebnis.

Die Industrialisierung prägte die Stadt – und die Frauen

Dass der Fokus der Rundgänge rund um die Jahrhundertwende im Jahr 1900 liegt, ist den Besonderheiten der Arboner Geschichte geschuldet, wie Ursula Gentsch erklärt: «Die Industrialisierung, die während dieser Zeit stattfand, prägte die Stadt Arbon in vielen Facetten. Uns fiel bei den Recherchen schnell auf, dass die Geschichte der Stadt während dieser Zeit von Männern für Männer geschrieben wurde, die Frauen waren stets im Hintergrund. Dabei haben Frauen in dieser Zeit enorm viel geleistet.» Die Arboner Zeitfrauen wollen deshalb – mehr als 100 Jahre später – nicht nur unterhalten, sondern auch zeigen, wie Arbonerinnen früher das Leben in die Hand genommen haben und gemeinsam für etwas eingestanden sind. «Wir möchten diese Frauen sichtbar machen», sagt Ursula Gentsch.

Von der streikenden Italienerin bis zu den Saurer-Frauen

Beispiele von engagierten Frauen mit Einfluss gibt es aus dieser Zeit zur Genüge, wie die Mitinitiantin der Zeitfrauen erklärt: «Das geht von streikenden Italienerinnen, die trotz Angst vor Repressionen mutig für ihre Rechte eingestanden sind, über engmaschig vernetzte Gewerblerinnen bis hin zu den Saurer-Frauen und Pionierinnen im Bereich Kinderbetreuung.» Geschichten von starken Frauen, so erzählt Ursula Gentsch weiter, gäbe es zwar an vielen Orten, doch gerade in Arbon böten sich viele Anekdoten perfekt an, um diese einem interessierten Publikum vorzuspielen. «Dass wir diese Kombination aus Erzählen und Spielen gefunden haben, macht uns alle besonders stolz», so Ursula Gentsch.