«Die Stadt Arbon geht mit gutem Beispiel voran»

4. Oktober 2022

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Gilbert Piaser

Rund 61’000 Menschen wohnen in der Region Oberthurgau. Gut ein Viertel davon – etwas über 15’000 – leben in der Stadt Arbon. Wie das Zusammenspiel zwischen Arbon und der Region funktioniert und wie gemeinsame Projekte umgesetzt werden, erklärt Gilbert Piaser, Geschäftsleiter der Region Oberthurgau, im Interview.

Herr Piaser, was charakterisiert die Region Oberthurgau?

Gilbert Piaser: Mit den drei Städten Arbon, Amriswil und Romanshorn haben wir als einzige Region im Kanton Thurgau eine polyzentrische Struktur. Im Oberthurgau gibt es nicht ein grosses Zentrum, sondern deren drei, dazu kommen viele kleinere und mittlere Gemeinden. Speziell ist ausserdem, dass die Region territorial zwar zum Kanton Thurgau gehört, sich aber viele Menschen – insbesondere in Arbon – in Richtung St. Gallen inklusive Bodenseeregion orientieren. Die Region Oberthurgau nimmt geografisch so eine Art Scharnierfunktion zwischen den verschiedenen Orientierungsräumen ein.

Welches sind die Auswirkungen dieser Scharnierfunktion?

Sie ist eine Herausforderung, die andere Regionen nicht haben, aber auch enormes Potenzial bietet. Nehmen wir das Beispiel der Kantonsgrenzen: Wenn ich mich von meinem Wohnort Goldach an meinen Arbeitsort Arbon bewege, überquere ich innerhalb weniger Kilometer zweimal die Kantonsgrenze. Das ist nicht spürbar, bringt aber je nach Tätigkeit insbesondere wirtschaftliche Einschränkungen mit sich. Hier sehe ich das Potenzial für eine Öffnung. Wenn wir wegkommen vom Kantönligeist und aufhören, in territorialen Grenzen zu denken, wäre viel mehr möglich. Das ist jedoch ein langer, aber wichtiger Weg.

Welchen Zweck hat die Region Oberthurgau?

Wir sehen uns als Plattform, welche die nachhaltige Entwicklung der Region fördert und regional relevante Projekte unterstützt. Wenn wir im Oberthurgau Grosses umsetzen wollen, müssen wir zusammenspannen. Die Traglufthalle «Winterwasser Oberthurgau» im Schwimmbad Romanshorn, das Eissportzentrum EZO oder auch Projekte wie der Kulturpool Oberthurgau sind Beispiele, die wir dank gemeinsamer Anstrengungen der Region auf den Weg bringen konnten. Eine Gemeinde allein kann im Oberthurgau kein Grossprojekt stemmen – gemeinsam schon.

Braucht es dafür viel Überzeugungsarbeit bei den Gemeinden und Städten der Region?

Es braucht vor allem den Willen, gemeinsam etwas erreichen zu wollen. Und es braucht das Verständnis der einzelnen Partner, nicht bei jedem Projekt direkt profitieren zu können. Aber wenn die Region gemeinsam auftritt, haben wir gegenüber Kanton und Bund weitaus bessere Möglichkeiten, unsere Anliegen wirkungsvoll zu positionieren.

Gilbert Piaser

Wie nehmen Sie in diesem Zusammenhang die Zusammenarbeit mit der Stadt Arbon wahr?

Arbon ist eines unserer kantonalen Zentren und Bezirkshauptstadt. Wir begrüssen das Engagement der Stadt sehr und sind dankbar, dass Arbon mit der Standortförderung «Initiative Zukunft Arbon» mit gutem Beispiel vorangeht. Deshalb unterstützt die Region Oberthurgau die Initiative auch als Kooperationspartner.

Sie kennen Arbon als Arbeitsstandort. Was macht die Stadt aus Ihrer Sicht aus?

Schon als Jugendlicher nahm ich Arbon als eindrucksvolle Stadt wahr – der Bodensee, die Altstadt, das gefällt mir. Manchmal denke ich, dass die Stadt fast zu stark an der Saurer-Vergangenheit hängt – die Geschichte ist zwar eine grosse Stärke und Besonderheit, aber man muss auch bereit sein, sich zu neuen Ufern aufzumachen. Das geschieht aktuell mit der «Initiative Zukunft Arbon». Ein Phänomen im Oberthurgau und im ganzen Kanton ist ausserdem, dass man sich ungern exponiert. Die eigenen Fähigkeiten und Leistungen werden zu oft versteckt. Dabei gibt es in der Region viele Weltmarktführer, Hightech-Firmen und exzellente Fachkräfte. Das darf selbstbewusst nach aussen getragen werden – auch in Arbon.

Region Oberthurgau

Der Verein «Regionalplanungsgruppe Oberthurgau» tritt gegen aussen als Region Oberthurgau auf und hat den Geschäftsstellensitz im ZIK-Areal Arbon. Mitglieder sind nebst den Politischen Gemeinden der Region auch die Gemeinde Steinach SG sowie die Arbeitgebervereinigungen Amriswil, Arbon und Romanshorn. Finanziert wird die Regionalplanungsgruppe durch Mitgliederbeiträge der Gemeinden und Wirtschaftsverbände. Im Bereich der Geschäftsstelle und bei Projekten leisten auch der Kanton Thurgau und der Bund Unterstützungsbeiträge.